Vespa velutina nigrithorax (asiatische Hornisse)
Ihren Ursprung findet die asiatische Hornisse in den Gebieten zwischen Afghanistan und Ostchina, Indochina und Indonesien. In diesen Regionen tritt sie in mehreren Unterarten und Varietäten auf. Den Weg nach Europa hat aber nur die Unterart Vespa velutina nigrithorax gefunden, welche vermutlich über den Seeweg aus Asien eingeschleppt wurde.
Die asiatische Hornisse (Vespa velutina) gehört zur Familie der Faltenwespen und ist im Vergleich zur heimischen Hornisse (Vespa crabro) etwas kleiner. Die Königinnen werden bis zu 3 cm groß, die Arbeiterinnen erreichen eine Größe von ca. 2,4 cm. Die asiatische Hornisse hat eine schwarze Grundfärbung mit einem breiten orangen Streifen am Hinterleib und einer feinen gelben Binde am ersten Segment. Die Beine der asiatischen Hornisse sind gelb gefärbt.
Der erste Nachweis in Europa stammt aus dem Jahr 2004 aus Frankreich, in der Nähe von Bordeaux. Danach folgte in Frankreich eine rasche Ausbreitung. In den darauf folgenden Jahren konnten Nachweise in Nord-Spanien, Portugal, Italien, Belgien, den Niederlanden und England erbracht werden. Der Erstnachweis in Deutschland stammt aus dem Jahr 2014 in Waghäusl, Baden-Württemberg. Im Jahr 2015 wurde in Büchelberg in Rheinland-Pfalz der erste Nestfund gemeldet. In der Region um Karlsruhe gab es in den Jahren 2017 und 2019 die nächsten Nestfunde. Ebenfalls in 2019 wurden Nachweise aus Hessen und Hamburg gemeldet.
Die Lage in Deutschland war im Jahr 2020 relativ unübersichtlich, da es kein bundesweites Monitoring-System gibt, in dem Sichtungen und Nachweise festgehalten werden können. Es gab im Jahr 2020 Nachweise in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Hamburg. Auch in Luxemburg und in der Schweiz wurden Sichtungen und Nestfunde gemeldet. In Deutschland wurden kaum Nester gesichtet bzw. gemeldet, einfach aus dem Grund, dass keine gezielte Suche von Nestern durchgeführt wurde. Die Behörden werden aktuell nur aktiv, wenn ein Nestfund gemeldet wurde.
Wie bei den meisten anderen sozialen Faltenwespen, beginnt auch die asiatische Hornisse im Frühjahr mit dem Nestbau. Je nach Witterung, beginnt sie aber schon teilweise im Februar/März mit dem Nestbau und somit deutlich früher als die europäische Hornisse (Vespa crabro). Die im Vorjahr begatteten Jungköniginnen beginnen alleine mit dem Nestbau und werden im Verlauf von den neu geschlüpften Arbeiterinnen unterstützt. Die maximale Nestgröße wird dabei im Frühherbst erreicht, danach sterben die Arbeiterinnen und Drohnen und nur die Jungköniginnen überwintern.
Wenn das Volk die maximale Größe erreicht hat, schaltet das Volk automatisch auf die Produktion von Geschlechtstieren (Drohnen und Jungköniginnen) um. Der Nestbau der V. velutina wird oft in kleinen Anfangsnestern begonnen, im Verlauf wird dann eine Filiale gebaut, welche oft in direkter Nähe zum Anfangsnest entsteht. Diese Filialnester werden meistens in Bäumen in 10 m – 15 m Höhe gebaut.
Da sie während der Sommermonate oft aufgrund der Blätter sichtgeschützt sind, ist eine Sichtung mit bloßem Auge nur sehr schwer möglich. Die Nester wurden bislang oft nur zufällig von Spaziergängern im Winter gesichtet, wenn die Bäume bereits ihre Blätter verloren haben und keine Flugtiere mehr im Nest waren.
Die Nester sind sind oftmals birnenförmig, sind in der Regel bis zu 60 cm breit und 80 cm hoch und haben einen seitlichen Nesteingang. Ebenfalls konnte inzwischen beobachtet werden, dass die Nester fast immer in Gewässernähe gebaut werden.
Die Arbeiterinnen der asiatische Hornisse ernähren sich hauptsächlich von kohlenhydratreichen Nahrungsquellen wie Nektar, reifem Obst oder Baumsäften, während die Larven mit proteinreicher Kost gefüttert werden müssen. Dazu werden in der Regel andere Fluginsekten gefangen. Die asiatische Hornisse Vespa velutina hat hervorragende Flugkünste, kann in der Luft ruhig stehen und rückwärts fliegen.
Wenn Honigbienen in der Nähe sind, stellen diese in der Regel den Großteil der erjagten Inselten dar. Ein Volk der Vespa velutina verspeist im Laufe eines Jahres ca. 1.500.000 andere Fluginsekten (umgerechnet 25 Bienenvölker). Im urbanen Umfeld setzt sich die Nahrung aus ca. 66% Honigbienen und Wildbienen,17% Zweiflügler, 8% Wespen und 9% anderer Arten zusammen.
Dadurch kann es im Umfeld zum Absinken der Bestäubungsaktivität kommen. Bei den Bienenvölkern kann es bei einer Belagerung durch die asiatische Hornisse zum Einstellen des Flugverkehrs kommen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Nester der Vespa velutina zu Orten. Während Versuche mit Infrarot- und Wärmebildkameras oft nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben, gibt es noch weitere Möglichkeiten, wie z. B. die Fadenmethode, die Triangelometrie oder das Orten mittels Radiotelemetrie.
Bei der asiatischen Hornisse werden deutlich mehr Männchen als geschlechtsreife Weibchen produziert. Jede Jungkönigin wird oft von mehreren Männchen begattet, wobei die Begattung überwiegend im Nest stattfindet.
Das Volk der asiatischen Hornisse zählt im Mittel ca. 3000 – 5000 Individuen (V.crabro im Mittel 500-700). Geschlechtstiere werden bis zu 1500 und mehr produziert, davon sind ca. 900 männlich und ca. 600 weiblich (Jungköniginnen).
Im Vergleich zur europäischen Hornisse, die in der Regel ein bis zwei Nester auf 2 km² baut, können von der asiatischen Hornisse bis zu 12 – 15 Nester pro km² gebaut werden. Die Ausbreitung der V. velutina kann pro Jahr um 60 – 80km zunehmen.
Für velutina.de
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