Nach der Neutralisierung der Nester gibt es immer wieder Meldungen, dass noch Hornissen vorhanden sind, die in Bodennähe umherfliegen und versuchen, in Innenräume zu gelangen. Auch wird von „neuen“ Nestern berichtet und die Wirksamkeit der Bekämpfung in Frage gestellt.Eine Einordnung

Eine Einordnung

Bekämpfungsmethoden mit Nestentnahme

  1. Absaugmethode
    Bei der Absaugmethode wird direkt am Nest gearbeitet. Wir wenden diese Methode bevorzugt bei gut zugänglichen Primärnestern an. Hierbei werden die im Nest befindlichen Hornissen und die zurückkehrenden Hornissen in eine Absaugvorrichtung gesaugt. Ab dem Zeitpunkt, an dem keine Tiere mehr verteidigen oder zurückkehren, wird das Nest komplett entfernt.
  2. Nestverschluss und Absaugung.
    Bei größeren Nestern wird der Nesteingang mit Rasierschaum verschlossen und die Hornissen im Nest betäubt oder getötet. Die zurückkehrenden Tiere werden abgesaugt und das Nest anschließend entfernt.
  3. Teleskoplanze
    Mit einer Teleskoplanze wird mittels Druckluft ein Wirkstoff in das Nest eingebracht. Bei kleinsten Erschütterungen des Baumes verlassen einzelne Hornissen das Nest, um sich zu verteidigen. Diese befinden sich in der Luft oder auf der Nesthülle und können vom Wirkstoff nicht direkt erreicht werden. Anschliessend wird das Nest ebenfalls mit der Teleskoplanze weitesgehend zerstört.

Königinnensuche

Die Königin hält sich in der Regel innerhalb des Nestes auf. Eine Ausnahme stellt die Zeit des Umzuges vom Primärnest in das Sekundärnest dar. In dieser Zeit müssen die Tiere im Nest nach der Neutralisation auf die Königin untersucht werden.

Die Königin kann anhand der Größe (bis etwa Anfang August) und des Gewichts (>0,6g) identifiziert werden. Weitere Techniken  wie Sezieren und Vermessen der Brust können ebenfalls von Spezialisten durchgeführt werden.

Nachweis einer Altkönigin nach Neutralisation mit Teleskoplanze, Nest 10m Höhe, Birnenbaum.
Foto: Thomas Beissel

Bei der Bekämpfung mit der Teleskoplanze fällt die Königin in der Regel aus dem Nest. Meistens liegt sie am Boden und kann dort in vielen Fällen nachgewiesen werden. Selten bleibt sie im Geäst hängen.

Die Bekämpfung

Vor und während der Bekämpfung verlassen die Hornissen das Nest. Ein Teil der Tiere begibt sich auf die Suche nach Nahrung oder Baumaterial, ein anderer großer Teil des Volkes bereitet sich auf die Verteidigung des Nestes vor. Der Verteidigungsmechanismus wird bereits durch die Erschütterungen des Lanzenbaus ausgelöst. Die Verteidigerinnen befinden sich in der Luft und auf der Nesthülle. Hornissen außerhalb des Nestes werden somit nicht vom Wirkstoff erreicht und somit nicht neutralisiert. Bei einer Bekämpfung direkt am Nest kann diese Problematik durch die Absaugtechnik zumindest reduziert werden.

Die verbliebenen Hornissen bauen sehr schnell innerhalb weniger Tage ein neues Notnest. In den ersten 1-2 Tagen nach der Bekämpfung suchen die Hornissen im Baum und auf dem Boden direkt unter dem Neststandort nach ihrem alten Nest. Dieses Verhalten scheint genetisch veranlagt zu sein. Die Nester können ja auf natürliche Weise aus den Bäumen fallen. Sei es, weil das Nest auf Totholz oder auf schwachen Ästen gebaut wurde. Heruntergefallene Nester werden von den Hornissen gefunden und weiter gepflegt.

Herabgefallenes Nest mit aufsitzenden Asiatischen Hornissen

Ist kein Nest mehr auffindbar, bauen die letzten Hornissen ein Notnest. Wir konnten schon beobachten, dass nur 10 Tiere eine neue Nesthülle und eine kleine Wabe gebaut haben. Je mehr Tiere übrig bleiben, desto schneller und größer wird das Notnest gebaut. Der Neststandort kann sich auf den Resten des Bekämpfungsnestes oder in unmittelbarer Nähe befinden. Als Beispiel hatten wir ein Notnest im gleichen Baum aber 3 m unterhalb des alten Nestes.

Drohnenbrütigkeit


Was bedeutet Drohnenbrütigkeit? Als Drohnen werden die männlichen Tiere der Hornissen bezeichnet. Wie bei allen Hautflüglern schlüpfen auch die Drohnen aus unbefruchteten Eiern. Im Gegensatz dazu entwickeln sich alle weiblichen Tiere des Volkes aus befruchteten Eiern.

Im Hornissenstaat gibt es nur ein im Vorjahr begattetes Weibchen, die Königin. Die Königin entscheidet bei der Eiablage, ob das Ei befruchtet wird und sich eine Arbeiterin entwickelt oder ob das Ei unbefruchtet bleibt und ein Drohn schlüpft.

Durch die Pheromone der Königin werden die Eier der ebenfalls weiblichen Arbeiterinnen ausgeschaltet. Fehlen nun die Königin und ihre Pheromone, werden bei einer oder mehreren Arbeiterinnen die Eierstöcke aktiv und die Tiere beginnen Eier zu legen. Da sie aber nicht begattet werden und somit eine Befruchtung der Eier nicht möglich ist, schlüpfen aus diesen Eiern nur Drohnen, das Volk ist drohnenbrütig.

Dies kann man an der Art der Eiablage erkennen. Bei drohnenbrütigen Völkern findet man in einzelnen Wabenzellen zwei Eier. Bei einer Königin werden die Eier immer einzeln abgelegt. Aus evolutionärer Sicht macht die Drohnenbrütigkeit durchaus Sinn, da die Erbanlagen des Volkes in Form der männlichen Gene weitergegeben werden und so der Genpool des Volkes vielfältig gehalten wird.

Die Drohnenbrütigkeit scheint sich bei Vespa velutina sehr schnell innerhalb weniger Tage einzustellen. Wir konnten beobachten, dass bereits nach 10 Tagen nach der Bekämpfung Eier in den Nestern vorhanden waren. In einem Nest konnten wir bereits nach 13 Tagen Larven finden. Die Entwicklungsdauer von 5 Tagen vom Ei zur Larve lässt den Schluss zu, dass ein Hornissenvolk bereits nach 5 bis 7 Tagen drohnenbrütig ist.

Fazit

Bei der Bekämpfung ist darauf zu achten, dass möglichst viele Arbeiterinnen, die sich außerhalb des Nestes befinden, unschädlich gemacht werden.

Die Kommunikation mit Anwohnern und Behörden sollte so angepasst werden, dass sich die verbliebenen Hornissen in Bodennähe aufhalten und ein bis zwei Tage versuchen können, das alte Nest (Umfallen) oder einen neuen Nestplatz zu finden. Der Nachweis der Königin ist auch spät im Jahr durchaus wichtig, um bei einem Notnest einschätzen zu können, ob das Volk drohnenbrütig ist oder nicht.

Ein drohnenbrütiges Volk ist als neutralisiert zu betrachten. Die Drohnen sorgen zwar für eine Verbesserung des Genpools, aber sie bilden im nächsten Jahr keine neuen Völker.

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